„Max Uhlig – Fenster für die Johanniskirche“

6_Detail aus dem fertigen Fenster IX

Botschaft der Fenster

Das Kuratorium setzt sich seit 1990 für den Wiederaufbau der Johanniskirche in Magdeburg ein, die die Zeit zwischen 1945 und 1990 als Ruine überdauert hat. Als Abschluss der Wiedererrichtung sollen die großen gotischen Fenster der Johanniskirche eine künstlerisch gestaltete Verglasung erhalten.
Bereits zu Beginn der Idee war klar, dass etwas Außergewöhnliches entstehen muss, um der Bedeutung der Kirche gerecht zu werden: Als Ausgangspunkt der Reformation durch die Predigt Martin Luthers am 26. Juni 1524 steht sie unweigerlich für Erneuerung und Veränderung.

Der Entwurf für die Fenster der Johanniskirche basiert auf zwei für den Motivkreis des Künstlers Max Uhlig grundlegenden und in seinen Werken immer wiederkehrenden Themen: Vegetation und Landschaft, die in stark abstrahierter Form in den Fenstern des Chors und der Südseite erscheinen werden.

Die entwickelte Konzeption stellt eine farbig zurückhaltende Gestaltung des Chors einer farbintensiven Gestaltung an der Südwand gegenüber. In den Chorfenstern ranken und klettern figurative Weinstöcke als Grisaillen (von franz. Gris=grau, bezeichnet Glasmalerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz gehalten ist) nach oben. In den farbigen Fenstern der Südseite entfaltet sich die vielfältige fesselnde Landschaftsszenerie in Feuer- und Erdtönen über alle 6 Fenster hinfort.

Südseite

Eine besondere Faszination übt der Entwurf dadurch aus, dass der Betrachter die abstrahierten Naturmotive neu deuten kann. So kann man in den intensiven feurigen Farben der Landschaft auch die Flammen sehen, die Magdeburg in der Vergangenheit mehrmals zerstört haben. In gleicher Weise stehen die stilisierten, in die Höhe wachsenden Weinstöcke für das neue Leben.

Der Betrachter ist eingeladen zu einer eigenen freien Deutung.

Ostseite

Uhligs kühne Fensterentwürfe für die Johanniskirche gehören nach Anspruch und räumlicher Dimension zu den größten Vorhaben dieser Art in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Projekt trifft gegenwärtig in einen Kontext bemerkenswerter Kirchenfensterprojekte, die unter großer internationaler Beachtung geschaffen wurden. Die Uhlig-Fenster sind in gleicher Weise ein künstlerisches Werk ersten Ranges.

Die Kosten des Projektes belaufen sich auf 1, 4 Mio Euro und sind ausschließlich über Spenden und Fördermittel zu finanzieren.

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Jedes Glasfeld wird ein Original

Auch den Schaffensprozess übernahm Max Uhlig selbst. Bereits in der Entwurfsphase hat der Künstler eng mit dem auf Glasmalerei spezialisierten Unternehmen DERIX GLASSTUDIOS GmbH & Co.KG im Hessischen Taunusstein zusammengearbeitet und sich hinsichtlich der Übertragung seiner Kunst in das Medium Glas beraten lassen. Die weitreichende handwerkliche Fertigkeit einer Werkstatt wie DERIX beeinflusst entscheidend die Wirkung der Fenster. Die von Max Uhlig und DERIX fein abgestimmte Umsetzung malerischer Werte auf das Glas, wie Eigenheiten der Strichführung des Pinsels oder Farbwirkung, ist eine Angelegenheit eigenen technischen Könnens.

Max Uhlig in Taunusstein bei Firma DERIX 3_Uwe GellnerFür die Arbeit an den Fenstern der Südwand trugt der Künstler auf „Antikglas“ mit rotem Überfang (eingefärbtes, handwerklich hergestelltes und mundgeblasenes Glas) nacheinander 6 Farbtöne auf zahllose kleine Einzelscheiben auf, die dann gebrannt wurden. Die einzelnen Glasstücke wurden hierzu auf einer Arbeitsfläche fixiert, wobei jedes Fragment vorab entsprechend dem Verlauf des durch Max Uhlig festgelegten Fügungsschemas zurechtgeschnitten wurde. Mittels Bleiverbindung wurden die Einzelstücke zu etwa 60 x 100 cm großen Scheiben vereinigt. Ca. 41 dieser Scheiben inklusive Maßwerk füllen die Langhausfenster. Das Bild der Landschaft baut sich über alle 6 Fenster der Südseite auf.

Die HerstMax Uhlig in Taunusstein bei Firma DERIX 4_Uwe Gellnerellung der Chorfenster erfolgte in matt schimmerndem weiß-opakem Antikglas. Auch hier wurden nach eigens für die Umsetzung in Glas angefertigten „Schnittmustern“ einzelne Elemente zu Feldern vereinigt, welche in der Gesamtheit ein Fenster füllen.
In Summe entstanden in jedem der 8 Fenster des Chors das Motiv des Rebstocks. Uhligs Werk wurde von innen vor die bereits vorhandenen Fenster gesetzt und erfährt so Schutz vor Witterungseinflüssen und Verunreinigung.

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Max Uhlig

Die Werke von Max Uhlig sind in zahlreichen Sammlungen und Museen in Deutschland sowie weltweit vertreten. Uhligs künstlerisches Schaffen wird von zahlreichen Auszeichnungen und Preisen begleitet. Stilistisch gilt er als unangepasst, unterwirf sich keinem Trend und hat durch seine bewunderswerte Kompromisslosigkeit eine eigene unverwechselbare Handschrift entwickelt.

geb. 1937 in Dresden | 1951-54 Lehre als Schriftzeichner | 1955-60 Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Dresden bei Hans-Theo Richter und Max Schwimmer | 1961-63 Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste ind Berlin bei Hans-Theo Richter | zwischen 1964 un 1995 freischaffende Arbeit (Arbeitsaufenthalte ab 1971 u.a. in Mecklenburg, im Erzgebirge, von 1991-2010 in Südfrankreich) | 1995-2002 Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden | 1996 Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden | 1999 Portrait Gerhard Schröder für die Staatskanzlei in Hannover | 2005 Arbeitssymposium in China | 2007 große Ausstellungen in Peking und im Ningbo Museum of Art

Auszeichnungen (Auswahl): 1979 Preis bei der Sixth British International Print Biennale Bradford | 1987 „Käthe-Kollwitz-Preis“ der Akademie der Künste Berlin | 1991 II. Preis der 21. Bienal Interncional des Sao Paulo | 1992 Goldmedaille bei der 10. Norsk International Print Triennal Frederikstad | 1998 Verdienstorden des Freistaates Sachsen | 1998 Hans-Theo-Richter Preis der Sächsischen Akademie der Künste | 2003 Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden | 2005 „Kunstpreis der Künstler“ der Großen Ausstellung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf | 2006 und 2009 Preise der 14th und 15th International Print Biennale Seoul